Pfingsten ist vorbei und damit 3 Tage voll Familie, Entschleunigung, Sonne, See und Spaß. Wir waren, der alljährlichen Familientradition folgend, auf einem Campingplatz am Plauer See (Mecklenburger Seenplatte). Das große Kind war die meiste Zeit nicht zu sehen und zog von Zelt zu Zelt, von Sippschaft zu Sippschaft. Hatte sie Fragen, für die sie eine Zustimmung brauchte, richtete sie diese in neuer Gewohnheit an Oma (mit der war sie nämlich schon seit Mittwoch dort). Alles andere durften natürlich noch wir Eltern entscheiden. Ist klar. Das kleine Kind überlegte sich, bei so viel anwesender Mutter ein Mama-Kind durch und durch zu sein. Alles war doof: Oma doof, Schwester doof, Papa doof, der See hoch interessant, aber verboten, also doof und Mama die Beste! Nunja, das machte die Sache mit den 3 freien Tagen nicht einfacher. Aber wir hatten unseren Spaß. Alle!
Los ging’s am Samstagmorgen. Ok, geplant war Samstagmorgen, es wurde dann Samstagmittag. Es war ja schließlich Wochenende und wir hatten alle Zeit der Welt, am Ziel anzukommen. Wo ich doch so gerne campe… Fräulein Sonnenschein unterhielt uns die kompletten 180km mit Gezeter und Genöle und schlief 20 Minuten vor dem Ziel ein. Als könnte sie kein Wässerchen trüben. Der Klassiker.
Nach der Ankunft und der nicht ganz kurzen Begrüßungsrunde (30 Personen will erstmal die Hand geschüttelt oder die Wange geküsst sein!) waren die Rollen klar verteilt. Der Mann zog ins Vorzelt zum letzten Bundesligaspiel und der alles entscheidenden Frage: Spielt der BVB nächstes Jahr europäisch oder nicht? Die Mädchen gingen mit Oma auf den Spielplatz und Franzi und ich fuhren abgesprochen spontan ins nahegelegene Fleesensee Outlet. Auf dem Weg zurück begrüßten uns die Pferde an der Campingplatz-Einfahrt.
Zurück vom Shoppen (ich gab fast mehr Geld beim anschließenden Tanken aus als in dem Outlet – wisster Bescheid!), war dann auch die wichtigste Frage geklärt: Der BVB spielt nächste Saison europäisch. Die “Urlaubsstimmung” war also gerettet.
Vor dem Essen gab es einmal See-Idylle. Schön da, oder?
Nach dem Essen zeigten wir uns von unserer besten Seite. Ihr müsst euch das so vorstellen. Unten am See ist eine große Wiese, auf der Wohnwagen und Zelt stehen. 2/3 der Wiese “gehört” der Berliner Wagenburg. Also uns. Die Altersklassen 1-70+ sind vertreten. Und wir stehen nicht etwa irgendwie auf der Wiese, sondern alle im Kreis. Und in der Kreismitte wird sich zu jeder Tages- und Nachtzeit versammelt. Zum Frühstücken, Biertrinken, Grillen, einfach nur in der Sonne sitzen oder an der Feuerschale. An jenem Samstagabend dann mit Fremdschäm-Musik und Flunkyball. Wir sangen so laut, dass sogar die restlichen 1/3 der Wiese mit zu singen und zu tanzen begannen. Jaja, so kann’s gehen. Und fernab vom Treiben sogar noch eine Abend-Romantik.
Als ich noch jünger war (so vor 10 Jahren oder so), erlaubte ich mir im Kreise der um die Feuerschale sitzenden Anwesenden den Begriff “mumifizierte Rheuma-Decken-Besatzung” zu verwenden. Kam nicht so gut an bei der mumifizierten Rheuma-Decken-Besatzung. Besonders nicht bei dem älteren Teil. Nunja, manche Dinge ändern sich dennoch nicht und so saßen wir auch in diesem Jahr wieder in Decken gehüllt am Feuer. Zu Dreißigst.
Dass Regeln im Kreise einer Sippe völlig überbewertet werden, muss ich nicht sagen, oder? Es war 22:15 Uhr und von Müdigkeit keine Spur. Zumindest bei ihr nicht.
Ach schön hatten wir’s…
Die letzte Wunderkerze brennt und dann musste das große Kind die Mutter ins Bett begleiten. Unter größtem Protest. Was Mütter aber auch immer von ihren Kindern verlangen…
Nein, das war nicht mein Schlafzelt.
Der nächste Morgen begann viel zu früh. 6:30 Uhr hatte sich eine der 4 Damen im Wohnwagen (Ja, gut nachgezählt, Papa musste im Zelt schlafen!) dazu entschlossen, die Nacht für beendet zu erklären und mir meine Schuhe ans Bett zu tragen.
Bis 8:30 Uhr konnte ich sie überreden leise zu sein, dann bemerkte sie, dass auch Oma und Emma im Wohnwagen lagen und schnatterte los als gäb’s kein morgen. 6:30 Uhr war das Wetter noch wesentlich schöner als gegen 9 Uhr. Still ruhte der See.
Zu den Pflichten einer Mädchen-Mama gehört auch das Pflecht-1×1. Diesmal mit Bogen quer über den Kopf.
Fräulein Sonnenschein jagte uns derweil das Abendessen.
Nachdem ich das große Kind mit goldenem Nagellack versorgt hatte, tauschte ich mein rot gegen einen nude Look. Und dann kam endlich die Sonne raus!
Früh übt sich, wer ein echter Surfer werden will. Hätte der Ur-Opa das gesehen (der war dieses Jahr erstmals mit der Ur-Oma nicht dabei), wäre er vor Stolz geplatzt. Oder er hätte ermahnend den Zeigefinger gehoben, dass das Kind mit Schuhen auf dem Surfbrett steht! Opas eben.
Mittags gönnte ich mir eine kleine Auszeit am Wasser. Mit Likör 43 auf Eis und Milch. Die Ruhe hielt nicht lange an, da die Kleinste ein gutes Gespür hatte, wo die Mama grad rumlungerte.
Und da war sie auch schon. Aber sie wollte gar nicht zu mir, sondern tapste an mir vorbei und steuerte zielstrebig auf’s Wasser zu. Das fand ich doof und nahm sie hoch, was wiederum sie doof fand und mir das brüllend zu Verstehen gab. Vorbei also die kleine Auszeit.
Kind 1 derweil in ihrem Prinzessinnen-Schloss. Stilecht mit Dinos. Womit Mädchen eben so spielen.
Ein Likör 43 war so allein in mir. Also gab es noch einen. Diesmal auf dem Steg.
Eigentlich kann man’s da aushalten, oder?
Zurück auf der Wagenburg fiel mir auf, wie unverschämt braune Hände mein Kind hat! Da kann ich Weißkäse nicht mithalten.
Und dann gab’s Geschenke: Eine selbstgemachte Karte von Emma für mich. Samt Selbstportrait. Wo war Papa eigentlich? Ich bin immer noch erstaunt. Mit 4 (nichtmal mit 5) konnte ich weder schreiben noch so malen.
Ich erwähnte ja bereits, dass für die Kleine alle doof waren, außer mir. So sah das dann live und in Farbe aus. Mit Oma auf dem Weg zum Steg, Mama 3 Schritte dahinter. Doof, doof, DOOF!
Die Große testete derweil mittels Stock und Thermomether mit meinem Onkel die Wassertemperatur. Wozu? Keine Ahnung. (Vielleicht kann mir das einer der dort Anwesenden und hier mitlesenden ja freundlicherweise noch sagen!?) Aber es waren 16 Grad. Das hab ich mir gemerkt.
Paule und ich. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
Von Sonnenstrahlen geküsst.
Und dann ein Familienbild. Das Pokerface kann sie. Lachen war nicht bei ihr. Die böse Mama hatte sie mal wieder vom Wasser weggezogen.
Na, vielleicht doch ein klitzekleines Lächeln? Nö? Ok…
Gewonnen! Zurück zum Wasser. Aber was soll diese Hand an mir dran, Mama?
Jetzt, wo wir 2 allein am Wasser sind, kann ich auch mal wieder lachen.
Und ich kann sogar noch mehr. Bin ich nicht herzallerliebst?
Und jetzt, wo ich auch noch IM Wasser bin (also zumindest mit den Händen), ist sogar Papa nicht mehr doof.
Nach dem Bank-Bild am Morgen, folgte ein Bank-Bild am Abend. Wesentlich schöner, oder?
Ramontische Abend-Idylle. 😉
Und dann fing ich an zu malen…
Bis Papa mit Hannah kam. Denn der fiel ein, dass ohne Mama alles doof ist. Jetzt sogar auch wieder Papa. Man konnte es ihr einfach nicht Recht machen.
Und dann bekam ich nochmal meine kleine Auszeit und saß und guckte und genoss die Stille.
Auf den letzten Metern vor der Nachtruhe (das waren lange Meter, mit Nuckeltauschen, lautem Nein, wenn ich Ja sagte und zeterndem JaJaJaJa, wenn ich Nein sagte. Aber irgendwann schlief sie dann. Endlich.
Ich stand trotz angenehmer Bettschwere wieder auf und gesellte mich zu den restlichen 29 Seelen um die Feuerschale. Zu meiner linken stiegen Gänsefamilien aus dem See. Als ich mich für’s Foto näherte, watschelten sie zurück ins Wasser und schwammen davon.
Der nächste Morgen. Nach der 6:30 Uhr Nummer des Vortages war ich auf alles gefasst und wurde um 8:50 Uhr von einem gut gelaunten Kind 2 geweckt, die gerade dabei war, über mich hinwegzuklettern, um zu Oma und Emma ins vordere Bett zu flüchten. Wir frühstückten noch in Ruhe und erklärten dann das Pfingstwochenende am See für beendet. Die Große blieb noch bei Oma und kommt erst Dienstag zurück. Die Kleine wich natürlich nicht von mir. Also nahmen wir sie mit zurück nach Berlin.
Letzter Halt vor Berlin: Der Weg weg vom Campingplatz mit dem tollsten aller Bäume.
Und da waren wir zurück zu Hause. Mit bester Laune, trotz völlig bepuschtem Kind. Aber ein Profi lässt sich nichts anmerken. Erst als ich sie aus dem Sitz nahm merkte ich, dass alles an ihr und unter ist nass war.
Zurück im heimischen Garten wollten wir meine neue Solar-Kette am Baum befestigen. Da so ein Baum recht hoch ist und wir keine Leiter parat hatten, musste mein Mann dran glauben mich mich auf die Schulter nehmen.
Er lächelt tapfer. Nachdem ich wieder unten war und feststellte, dass mir das nicht gefiel, musste er nochmal ran, damit ich die Kette straffer ziehen konnte.
Und auch Hannah war schwer beschäftigt und sammelte Steine in ihrem Becher, um sie 5m weiter wieder auszukippen, neu in den Eimer zu schmeißen und das Spiel wieder und wieder zu wiederholen.
Nachmittags kamen dann meine Großeltern zum Kaffee zu uns. Der Löffel bei Hannah war nur Tarnung. Mit den Fingern lässt sich die Banane immer noch am besten erlegen und in den Mund stecken.
Abendessen auf unserer Pseudo-Terasse. Wir haben die endgültige Form abgesteckt und testen, ob man seitlich vom Haus noch in der Sonne essen kann. Kann man. Aber bis 19:30 Uhr muss der Teller leer sein. Dann ist die Sonne nämlich endgültig weg. Mit der Erkenntnis kann es morgen Früh ja mit dem Terassenbau losgehen.
Und hier die Früchte unserer Arbeit. Da hat sich die Mühe doch gelohnt.
Ich hoffe, ihr hattet ebenso erholsame Pfingsten und unser Wochenende in Bildern hat euch gefallen. Kommt gut in die neue Woche!
Eure Jessika