Vereinbarkeit ist…

…Die Betreuung für das kranke Kind zu organisieren, weil man selbst nicht in der Lage ist, zu Hause zu bleiben.

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Hannah ist seit Dienstag krank. Nicht schlimm. Eine fiese Erkältung, Husten, dicker Rotz. Die übliche Kita-Seuche. Aber diesmal ist sie matt, gar nicht gut drauf. Als Mama müsste ich bei ihr bleiben. Mit ihr zu Hause bleiben. In einer anderen Welt, in einem anderen Job, würde ich vielleicht sagen “Hey, morgen ist Freitag, bleiben wir eben zu Hause.” Ich würde sehr wahrscheinlich sogar sagen, dass wir besser vor dem Wochenende nochmal zum Arzt gehen. Stattdessen organisiere und koordiniere ich ihre Betreuung, weil ich im Büro nicht fehlen sollte. Beim Arzt war sie schon. Dienstag und Mittwoch blieb mein Mann mit ihr zu Hause. Meine Schwiegermutter, die den heutigen Krankendienst übernahm, bot an, sie morgen Vormittag zu betreuen. Dann verreist sie. Gut, besser als nichts. So wie Hannah sich fühlt, kann sie einfach nicht in die Kita. Und ich kann nicht nur vormittags arbeiten. Also muss jemand ran, der ab 11:30 Uhr einspringt. Meine Oma! Das ist gut. Aber das ist auch schwierig, denn meine Oma ist 75 und Hannah’s Zimmer samt Bett, in dem sie ja zu der Zeit der “Übergabe” (oder auch des Betreuungswechsels) schläft, im Obergeschoss. Meine Oma läuft nicht so gern mit Hannah die Treppe hoch bzw. runter. Das kann ich auch verstehen. Aber was soll’s. Augen zu und durch. Ab 14 Uhr übernimmt meine Mama. Manchmal bin ich so dankbar, dass ich aus einer Lehrerfamilie komme. Da weiß ich meine Kinder ab dem frühen Nachmittag in guten Händen. Um halb 4 bin ich dann hoffentlich zu Hause und habe bis dahin auch Emma aus der Kita eingesammelt. Hoffentlich. An meinem einzigen kurzen Tag in der Woche. Wenn das alles so aufgeht. Wenn ich pünktlich aus dem Büro komme. Ohne schiefe Blicke.

Auch das ist Vereinbarkeit. Zumindest ein kläglicher Versuch, allem einigermaßen gerecht zu werden. Ein Jonglieren und Koordinieren von Betreuungen, wenn man selbst als Mutter nicht das leisten kann, was man in dieser Rolle eigentlich leisten sollte oder müsste. Dabei könnte es so viel einfacher sein. Ohne schlechtes Gewissen oder das Gefühl, buchstäblich hin und her gerissen zu sein.

6 Kommentare on Vereinbarkeit ist…

  1. Andrea
    18/06/2015 at 22:24 (9 Jahren ago)

    Es bist nicht du als Mutter – es sind wir als Familie! Und ich finde Deine Familie macht nen wunderbarn Job. Mit ganz viel Liebe für die Kids.
    Und bitte ohne schlechtes Gewissen

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  2. Frl. Null.Zwo
    19/06/2015 at 07:40 (9 Jahren ago)

    Das klingt so, als würde es Eure Familie total überraschen, dass ein Kind auch mal krank werden kann.
    Gerade in Betreuungseinrichtungen gehen die Krankheitsviren um und vor allem die jüngeren Kinder fangen sich schnell etwas.
    Wäre ein Kinderkrankenschein keine Option für Dich, wenn es Dir doch so das Herz schwer macht?

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    • Jessika Rose
      21/06/2015 at 13:35 (9 Jahren ago)

      Nein, überraschen tut uns nichts mehr bei 2 Kitakindern. 😉
      Abwesenheit ist generell gerade keine Option in meinem Job. Deswegen ja die ganze Organisiererei.

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      • Frl. Null.Zwo
        22/06/2015 at 14:00 (9 Jahren ago)

        Wenn Du nicht daheim bleiben kannst und auch Dein Mann nicht kürzer treten kann, wäre eine Nanny oder ein Aupair vielleicht besser für Euch? Das würde Euch zumindest bei der Betreuung entlasten.
        Alles hat seinen Preis und als Eltern kann man einfach nicht alles gleichzeitig haben: Karriere, Geld und Zeit mit den Lieben.

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  3. xxx
    20/06/2015 at 13:02 (9 Jahren ago)

    Hallo,

    ich lese immer gerne darüber, wie andere Familien das so managen. Toll wenn man jemanden aus Freundes oder Familienkreis organisieren kann. Aber das geht nicht immer. Und ich sehe es nicht mehr ein, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn mein Kind krank ist. Entweder geht mein Mann oder ich in Pflegeurlaub. Dieses Jahr hatten wir dank zig Erkältungen immer das Glück, dank Krankenstand das Kind gleich mitzubetreuen. Ist auch nicht einfach, aber was soll man machen? Pflegefreistellung hatte ich bisher nur einen Tag. Und wenn die Kollegen rumspinnen ist es mir inzwischen auch egal. Wie sagte mein Hausarzt mal? Die Firma sagt dir keinen Dank, wenn man krank reingeht und leidet. Da muss man härter verfahren, nützt alles nichts.

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  4. Ankäre
    20/06/2015 at 20:14 (9 Jahren ago)

    Gute Besserung der kleinen Maus. Ich glaube, es ist nicht gut, die kranken Kinder von einem zum anderen zu reichen. Aber so etwas ist auch bei uns nötig, da wir beide berufstätig sein müssen. 🙁
    Machen wir es einfach mit viel Liebe und Zuneigung an anderer Stelle wett…

    Sie werden es uns irgendwann schon vorwerfen. Oder auch nicht
    😉

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