Letzte Woche habe ich mit meiner Bilderflut ausgesetzt. Ich hatte noch kurz überlegt, ob ich euch mit meinen New York Fotos überschütte, aber habe mir dann gedacht, dass ich dazu einen eigenen Artikel schreiben werde. Dafür gibt es heute umso mehr Bilder. Denn das Wochenende war BUNT!
Wer unseren Blog noch nicht lange verfolgt: Heute vor einem Jahr ist unsere Hannah geboren, 10 Tage vor dem errechneten Termin, in einer wahren Blitzgeburt (ich hatte nur 40 Minuten echte Wehen) und mit stattlichen Maßen (53cm und 3750g).
Für eine Mutter ist der Geburtstag des eigenen Kindes immer etwas besonderes. Ich werde immer wissen, was ich an diesem Tag, dem 25. Januar 2014 getan habe. Ich werde mich immer daran erinnern, wie ich morgens aufwachte, genervt davon, immer noch diesen monströsen Bauch vor mir herzuschieben. Wie ich morgens im Sonnenschein im Bett lag, Nachrichten schrieb, dann Fotos machte und dabei nicht mal bemerkte, dass mein Bauch mindestens 3 Etagen tiefer hing als die Tage zuvor!
Ich werde immer daran denken müssen, dass nach dem Mittagsschlaf plötzlich so ein Ziehen im Bauch war, ganz anders als ich es von der Großen kannte. Dass dieses Ziehen völlig schmerzfrei, dafür aber verdammt regelmäßig war (sofort im 5-Minuten-Takt ist wirklich schon VERDAMMT regelmäßig!) und unser Nachbar noch bei uns klingelte und ich ihn seelenruhig empfing, lange mit ihm sprach (das Ziehen wurde mittlerweile stärker und kam schon alle 3 Minuten). Ich zeigte ihm sogar noch in aller Ruhe das neue Babyzimmer und war ehrlich gesagt heilfroh, als er ging und ich meine Selbstbeherrschung einmal vergessen und ganz tief gegen dieses verdammte Ziehen an atmen konnte. Heilige Scheiße, das müssen Wehen gewesen sein. Obwohl ich bereits ein Kind zur Welt gebracht hatte, war ich mir total unsicher, weil absolut NICHTS wehtat. SO kannte ich das von der Großen nicht. Eindeutigstes Indiz, dass es wirklich loszugehen schien war aber, dass ich die Seelenruhe weg hatte! Ich schrieb mit Freunden, notierte nebenbei eigentlich nur zum Spaß die Wehenabstände (konstant bei 3 Minuten), “beichtete” meinem Mann kurz nach Bundesliga-Anpfiff, dass ich möglicherweise Wehen hätte und entschied mich erst sehr spät, meiner Mama, die unser Taxi ins Krankenhaus war, eine Nachricht zu schicken. Denn – das wusste ich genau – sobald ich das tat, gab es kein Zurück und ich saß quasi angeschnallt und mit Kindersicherung in der Tür im Auto. Und so war es auch. Meine Mama musste mich förmlich zwingen, dass wir losfahren. Unserer Großen haben wir, ohne zu erwähnen, dass ich ins Krankenhaus müsse, verkauft, dass sie bei meiner Tante und meinen zu ihr fast gleichaltrigen Cousins übernachten dürfe. Das war ein Abenteuer für sie und sie war abgelenkt. Naja und dann saß ich wie schon erwähnt angeschnallt und ohne Rückfahrschein auf dem Beifahrersitz. Am Straßenrand lag Schnee. Daran erinnere ich mich noch. Wir mussten quer über die Autobahn, einmal mitten durch Berlin. Die Straßen waren frei, immerhin war Samstagnachmittag, es lief Bundesliga und der BVB war dabei, nach einer anfänglichen Führung zu verlieren. Ich war ziemlich gut drauf, wenn man bedenkt, dass wir genau wussten, dass ab dem Zeitpunkt der Geburt alles ungewiss sein würde. Wir würden dann erst erfahren, wie es Hannah wirklich ging, wie schwer ihr Herzfehler war, wie die Prognosen sein würden. Der Weg ins Krankenhaus bedeutete Tage oder Wochen Intensivstation und viel zu viel Ungewissheit. Heute frage ich mich ernsthaft, wie ich bei all dem Wissen oder Unwissen, was mich erwarten würde, SO gut drauf sein konnte…
Und dann waren wir da. Ich musste aufgrund von Hannah’s schwerem Herzfehler im Virchow Klinikum entbinden. Man wollte uns wegen Überbelegung noch in die Charité Mitte verlegen, aber nachdem ich einmal deutlich klar gemacht habe, dass ich das unter keinen Umständen machen würde, durften wir netterweise bleiben. DIESE Aufregung brauchte ich nun wirklich nicht noch zusätzlich.
Mein Muttermund war bei Aufnahme schon bei 3cm und ich klatschte mir selbst auf die Schulter, da es bis dahin tatsächlich ein schmerzfreier, wenn auch wehenreicher Spaziergang war. Ich bekam so ein tragbares CTG-Gerät um den Bauch und lief durch unser Kreißsaalzimmer. Da war es mittlerweile nach 18 Uhr. Die Hebammen fragte mich immer wieder, ob alles ok sei, weil ich den Anschein machte, keinerlei Schmerzen zu haben. Nein, die hatte ich in der Tat nicht und ja, MICH verunsicherte das genauso! Gegen 19:20 Uhr kam die Hebamme und wollte mal wieder nach dem Muttermund schauen. Niederschmetterndes Ergebnis: 3,5cm. Beschissene 0,5cm in 2 Stunden. Das war der Moment, in dem ich mich davon verabschiedete, dass diese Geburt schnell gehen würde. Ich schaute auf diese monströse Uhr über der Tür und war deprimiert, bis mich die nächste Wehe fast in die Knie zwang. Hallo! DAS waren vielleicht Schmerzen. Ich konnte nicht klar denken, ich konnte nicht atmen, ich wollte nur, dass die Wehe vorbeiging. Ich dachte immer 2 Minuten, 2 MINUTEN musst du das aushalten, dann ist Pause. Aber die Pause war lächerlich. Es ging Schlag auf Schlag. Die Hebammen stürmten ins Zimmer, waren nervös, weil Hannah’s Herztöne in den Wehen immer wieder absackten. Für einen Moment wurde ich auch unruhig und sah mich sogar schon als Notkaiserschnitt im OP liegen. Da hatte ich zum ersten und einzigen Mal Angst. Ich sollte mich auf die linke Seite legen und habe, wohlwissend, dass ich bei der Großen diesen Wunsch viel zu spät äußerte, vorsichtig gefragt, ob es möglich wäre, eine PDA zu kriegen. Ich wollte diese Schmerzen nicht mehr ertragen, dabei fingen sie erst 20 Minuten zuvor an. Die Hebamme lachte über meine PDA-Bitte nur und meinte ganz trocken, dass das wohl nichts mehr wird. Nicht? Oh! Und dann verspürte ich diesen wirklich fiesen Drang, pressen zu müssen. Und ich wusste – du darfst das nicht, solange die Hebamme nicht sagt JETZT! Die auszubildende Hebamme, durfte in einer Wehe meine Fruchtblase öffnen und wurde, zu unserer aller Erheiterung einmal komplett geduscht. Anfänger”glück”. Zu meiner Überraschung sagte die Hebamme direkt danach, dass ich jetzt pressen könne und vor lauter Schreck fragte ich sie “Wirklich?” Das ging selbst mir dann etwas zu schnell. Und plötzlich war sie da. Nach 40 Minuten Wehen. Dieses lange, schreiende Baby, das so gesund aussah. Sie hielten sie mir hoch und brachten sie direkt weg, um sie untersuchen und mit notwendigen Medikamenten versorgen zu können.
Da war er plötzlich, dieser Moment, vor dem ich mich wochen- nein monatelang gefürchtet hatte. Mein Baby ist geboren und ich bleibe allein im Kreißsaal zurück. Aber ich war so glücklich, so voller Adrenalin, dass ich entgegen meiner Erwartungen nicht traurig war. Vielleicht hatte ich mich auch gut auf diesen Augenblick “vorbereitet”. Aber wie soll man sich schon auf etwas vorbereiten, von dem man keinen blassen Schimmer hat, wie es sein wird?
Die Hebamme war toll, sie pendelte immer zwischen dem Kreißsaal und dem Untersuchungszimmer, gab mir Daten durch, sagte mir, dass es Hannah gut ging. Sie saß neben mir, hielt meine Hand und es war unheimlich tröstend, dass ich nicht allein war. Dann kam sie – Hannah, mein Baby – über eine Stunde nachdem sie geboren wurde. Und ich durfte sie zum ersten Mal halten. Ich war so glücklich, sie war so perfekt, auch wenn sie total verkabelt in meinem Arm lag. Aber all das habe ich gar nicht wahrgenommen.
Dann musste sie auf die Intensivstation gebracht werden. Mein Mann begleitete sie, die Hebamme blieb trotz Schichtende bei mir und erzählte mir irgendwas, nur damit ich nicht allein war. Es gab Komplikationen. Bei mir. Meine Gebärmutter zog sich nicht zusammen, es sammelte sich viel Blut an, was nicht abfließen konnte. Mein Kreislauf wurde instabil und ich zitterte unkontrolliert. Das Ende vom Lied war, dass ich die komplette Nacht im Kreißsaal liegen musste, Wehenzäpfchen gelegt bekam und die ganze Nacht über höllische Wehen hatte, obwohl mein Kind geboren war. Aber nur so konnte vermieden werden, dass sich das ganze Blut nicht in meiner Gebärmutter staute. Und das tat es leider immer wieder. Es war ein Teufelskreis aus unkontrolliertem Zittern, fiesen Schmerzen, einem instabilen Kreislauf und Wehen. Zwischendrin schrieb ich Nachrichten, verkündete Familie und Freunden Hannah’s Geburt, freute mich über die vielen Antworten und war froh, nicht allein zu sein, denn Mann und Baby waren ja auf der Intensivstation. Mitten in der Nacht schob man mich in meinem Bett zu Hannah. Ich durfte sie nochmal halten. Und endlich Stillen. Gott, das tat so gut, es war so herrlich normal inmitten dieser ganzen Apparate und Schläuche und piependen Geräusche. Trotzdem musste ich sie dort allein zurücklassen und war traurig. Irgendwie sickerte in meinem Bewusstsein so langsam durch, was in den Stunden zuvor passiert war.
Wie die Tage auf der Intensivstation waren, was wir schon in den ersten Tagen alles erlebt haben, könnt ihr hier und hier nachlesen.
Ich beende jetzt meinen viel zu langen Ausflug in die Stunden genau heute vor einem Jahr. Es war ein verdammt hartes Jahr. Und trotzdem oder aufgrund vieler besonderer und einzigartiger Momente auch das schönste und glücklichste meines Lebens.
Samstag – Stress. Schwimmen haben wir ausfallen lassen, stattdessen stürzten wir uns ins Supermarktgetümmel, um die letzte Sachen für die große Party am Sonntag zu besorgen. Und natürlich fehlte mir “Spezialist” die Hälfte der Zutaten, für meinen geplanten Regenbogenkuchen. Zitat meines Mannes: “Man, du stehst ja immer noch komplett neben dir! Komm doch mal endlich an!” Das bezog sich auf meinen Kopf, der irgendwie nicht damit klar kam, dass ich zwischen New York und Berlin hin und her flog.
Aber dann hatten wir es irgendwann und ich konnte mit Emma auch am Spätnachmittag mit dem Kuchenbacken beginnen.
Der Lieblingsteil aller Kinder. Ich glaube felsenfest, dass sie mir deswegen hilft, um den Teig anschließend naschen zu können. 😉
Der spaßigste und bunteste Teil des Backens: Die 6 Teigportionen der Regenbogentorte werden in den Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila gemischt. Das Rezept zum Kuchen findet ihr übrigens hier.
Während wir 2 Mädchen den Kuchen vorbereiteten, waren Papa und Hannah spazieren. Zurück kamen sie mit einem riesengroßen Strauß dunkelroter und weißer Rosen. Wow! Da war sogar ich mal kurz sprachlos. Und das passiert eher selten.
Ich hab mindestens genauso gestrahlt wie Emma…
Fräulein “ich-nörgel-zur-Zeit-weil-ich-nicht-so-kann-wie-ich-will” schaffte es währenddessen, sich allein hinzusetzen und war anschließend stolz wie Bolle!
Und weil Sitzen und Liegen was für Babys ist, stellte sie sich hin und war endlich zufrieden.
Sagte ich zufrieden? Sie war STOLZ WIE OSKAR!
Als die Kinder schliefen, wurden die Geschenke für Hannah platziert. Einer im Bild hat das mal wieder völlig falsch verstanden und dachte, der Tunnel sei für ihn…
Sonntag – Hannah’s erster Geburtstag. Sie beschenkte uns und schlief bis 8:30 Uhr. Im Bett gab es dann ein familiäres Happy Birthday. Das eine Kind war fast aufgeregter als zum eigenen Geburtstag, das andere freute sich, dass die mit ihr im Haus lebenden Personen singend im Bett saßen.
Nach einem kleinen “Wasserschaden” beim Windeln wechseln wurden auch die Klamotten gewechselt.
Wie groß ist die Hannah? Sooooo groooooß! 🙂
Und endlich durfte sie ihre Geschenke austesten. Sie hat ungelogen JEDEN Ball angeleckt. Was die Große zu wenig in den Mund steckte, macht die Kleine zu viel…
Ein Mini-Xylophon von Haba. Prinzip Klang erzeugen verstanden…
Aber ihr ahnt es schon… Den Stab kann man natürlich auch in den Mund stecken. Und am besten direkt dort lassen…
Wir haben ihr ihre erste eigene Puppe geschenkt. Eine Annabel. Während Emma damit spielt alles austestet und der kleinen Schwester erklärt, trinkt Hannah aus der Nuckelflasche ihrer Puppe. Zumindest versuchte sie es.
Und dann endlich: Die große Schwester führt die kleine Schwester in die Kunst des Puppenmutter-Daseins ein.
Nachmittags luden wir zur großen Geburtstags-Party. Überwiegend Familie und einige Freunde kamen in “unser” Feierhäuschen (ihr kennt das Haus sicher schon von diversen Partybildern von mir). Wir mieten das Haus immer für Familienfeiern. Da wir eine große Familie sind und folglich oft feiern, könnte man beinahe schon unterstellen, dass es unser Feierhäuschen (so nennt es Emma) wäre.
Bewundert bitte (BITTE!) meine Luftballonkette. Ballons aufzublasen ist so ungefähr das drittvorletzte, was ich freiwillig und gern mache…
Einer von gefühlt 100 Ballons. Endlich hat mal einer in der Produktion mitgedacht und die Zahlen so aufgedruckt, dass sie nicht auf dem Kopf stehen, wenn die Ballons hängen.
Die eingedeckte Kaffeetafel für 40 Gäste. Man kann nie früh genug anfangen, große Parties auszurichten.
Da ist sie: Meine teuflich leckere Regenbogentorte. Sogar mein Opa kam zu mir und lobte mich, wie lecker der Kuchen war. Das hat etwas zu heißen, denn er macht für gewöhnlich einen riesigen Bogen um Süßes. Aber dieser Kuchen ist nicht im Ansatz so süß, wie er aussieht. Die Ummantelung besteht aus Frischkäse und weißer Schokolade, der Teig ist normaler Biskuit-Teig. Nur die Farben sind eben sehr “süß” und intensiv.
Wozu ich 30 Minuten im Bad brauchte, schafft der kleine Wirbelwind in 3 Sekunden zu zerstören.
Den ganzen Tag im Mittelpunkt und es war ihr herzlich egal… Sie hat den ganzen Trubel um ihre Person gar nicht verstanden.
Ob wir besser auf’s Bild passen, wenn wir die Köpfe quer halten?
Zum Abschluss gab es (vielmehr für Emma als für Hannah) wie immer die Konfetti-Herzen-Kanone. Der Besen stand quasi schon parat.
Einmal auf dem Boden trippelt sie los. Extrem “rückenschonend” diese Lauflernphase.
Müde und geschafft. Ein seltener Moment – das nicht-mehr-Baby liegend in meinem Arm.
Da war sie wieder, meine achso geliebte Haltung.
Die familiäre Putzkolonne ist fertig. Das Geburtstagskind bereits im Bett, die Große immer noch eifrig dabei. Die Ballons haben wir hüpfend zertrampelt und die anschließende Wartezeit (während der Geschirrspüler noch durchlaufen musste) bei lauter, SEHR LAUTER Musik vertanzt. Da wurde ich dann doch wehmütig. Vor allem, als ich auf die Uhr sah und die magische Uhrzeit 20:07 Uhr näherrückte. Plötzlich war alles wieder so präsent. All die Erinnerungen von vor einem Jahr, all die Momente dieser 12 Monate. Es war ein komisches Gefühl. Ambivalent wie die letzten 12 Monate. Traurig und fröhlich, glücklich und unglücklich zugleich. Irgendwie schade, dass diese besondere Zeit schon vorbei sein muss…
Das war unser Wochenende. In Bildern. In Worten. In Emotionen. Morgen beginnt für Hannah und mich der Ernst des Lebens. Ich habe meinen ersten Arbeitstag und sie ihren ersten Tag in der Kita. Eine aufregende Zeit steht uns bevor. Und ich weiß, dass ich mich oft in Gedanken in die Erinnerungen der letzten 12 Monate flüchten werde. Einfach weil die Zeit schön war. Wunderschön! Danke für dieses besondere Jahr! <3
Sandra
26/01/2015 at 07:54 (10 Jahren ago)Nachträglich, aber nicht weniger von Herzen liebe kleine, grosse Hanna, wünsche ich dir alles Liebe, Gute, viel Spass und schöne Momente mit deinen Lieben! Du darfst feste, feste stolz auf deine Familie sein…!!<br /><br />Eine dänische Bekannte hat mir von einem Brauch in Dänemark erzählt: Da wird nicht nur dem Geburtstagskind gratuliert, sondern auch Mami-Geburtstagskind!! So liebe Jessika,
Anonymous
26/01/2015 at 10:15 (10 Jahren ago)Hallo Jessika. Das mit den falschen Luftballon-Zahlen habe ich auch schon das eine oder andere Mal be"meckert". Tolle Bilder, tolle Feier….tolle Familie! LG, Daniela